Kultur-Forum Partenheim e.V.

Verein für Kultur-Brauchtum-Dörfliches Leben

Eierweinfest 2024 in der Kulturscheune

Das Pfingsthüttenfest in Partenheim - der Ursprung des Eierweinfestes

 

Religiöse Feste haben meist heidnische Wurzeln. Ob in keltisch-germanischer oder in römischer Zeit wurde in den lauen Mainächten gelacht und getanzt. Besonderer Brauch war das Kranzbinden aus allerlei Feldblumen und das Schmücken von „Maienzweigen“. Nach der Christianisierung avancierte Pfingsten zum dritthöchsten Feiertag im Kirchenjahr.

Im Mittelalter wurde das „Pfingstenhalten“ von der geistlichen und weltlichen Obrigkeit besonders begünstigt, wobei sogenannte Kirchen- und Zuchtordnungen zu beachten waren.

In unserem Dorf bildete sich alsdann eine Bürgergarde, die im Volksmund „Scharwacht“ hieß und in folgende Abteilungen gegliedert war:
-Brücken- und Wegeaufsicht, Wachdienst, Einsatz bei Bränden, Unglücksfällen und Unruhen (heutige Feuerwehr). Die aus 48 jungen Männern bestehende Bürgergarde war in den Händen eines gewissenhaften Adjutanten und wurde jedes Jahr am 3. Pfingsttag erneuert, wobei jedes Mitglied, das das 35. Lebensjahr überschritten oder zwischen beiden Pfingstfesten geheiratet hatte, ausscheiden musste. Die Erneuerung der Garde am Pfingstdienstag avancierte bald unter der Beteiligung der Schlossherrschaft von Wallbrunn (bis Anfang 19. Jhd.) zum volkstümlichen und dorfeigenen Feiertag, auch „Scharbacher“ genannt.

Punkt 12 Uhr wurde die Schlossglocke geläutet, worauf die neu formierte Garde auf's Schloss zog, sich bei der Herrschaft vorstellte und ihre Huldigung darbrachte. Nach einem kleinen Umtrunk wurde an der Weed (Trink- und Tränkstelle) die Feuerspritze zur Freude der anwesenden Dorfjugend ausprobiert.

Frühmorgens hatte es bereits vergnügliche Stunden gegeben. Schon bei Tagesanbruch waren die jungen Bauerntöchter ins Feld gezogen, um grünes Laubwerk für das Schmücken der Pfingsthütten zu holen. Ihre Verehrer -darunter auch Gardisten- kamen nach, um ihnen beim Tragen der schweren Last zu helfen. Dabei wurde so mancher Ehebund geknüpft.

Nachdem die Laubhütten in den Gärten gebaut waren, belohnten die dankbaren jungen Frauen ihre Verehrer und Helfer am Mittag mit Kaffee und Eierkuchen.

Beschenkt wurden auch die Feldschützen, die in jedem Frühjahr die sogenannten „Ruhegerüste“ an den Wegen erneuerten. Sie holten sich an diesem Tag ihre pflichtmäßig wohl verdienten Eier. Bis in die späten Abendstunden saßen Familien, Freunde und Nachbarn in ihren Laubhütten -bei Kuchen und Wein- in froher geselliger Runde.

Diese Ereignisse am 3. Pfingsttag kamen bald in den Ruf eines Heiratsmarktes. Auch der „Eierwein“, der irgendwann kreiert wurde, soll in diesem Zusammenhang eine Rolle gespielt haben.

In den letzten drei Jahrhunderten verlor das „Pfingstenhalten“ nicht an Bedeutung. Bis in die 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts holten junge Männer, auch Jugendliche, immer noch Reisig und Laubwerk in der Gemarkung (u.a. Lohwäldchen – am hohen Rech), um die Pfingsthütten (Laubhütten) in den Gärten zu schmücken.

Inzwischen wird der Pfingstdiensttag in Gartenlauben, Pavillons, Zelten oder in der „Kulturscheune“ gefeiert, ganz im Sinne des ehemaligen dorfeigenen „Partenheimer Feiertags“ und eines traditionsreichen Kulturerbes.

 

Copyright: Michelle Dreis

Quellenmachweise:
- Rheinhessische Volkskunde von Wilhelm Hoffmann
- Sitten und Gebräuche aus dem alten Partenheim von Ph. Chr. Grosch 2
- und mündliche Überlieferungen